Fossa-Anlage im Neunkircher Zoo als Förderprojekt des Zoovereins Neunkirchen und Sparverein Saarland offiziell eröffnet
Nach knapp neunmonatiger Bauzeit und viel Schweiß seitens des Zooteams infolge der umfangreichen Eigenleistungen ist es geschafft:
Die Fossa-Anlage im Neunkircher Zoo ist offiziell eröffnet. Damit wurde mit einer weiteren faszinierenden Tierart in einem tiergerechten Zuhause eine weitere Attraktion für die Zukunft im Zoo der Kreisstadt Neunkirchen geschaffen.
„Mit diesen außergewöhnlichen Tieren kommt ein weiteres, exotisches Highlight in den Neunkircher Zoo. Durch neue Tierarten und detailreich gestaltete Gehege ist unser Zoo nicht nur ein sehr interessantes Freizeitvergnügen – er ist zugleich auch immer wieder sehr lehrreich.“, so Oberbürgermeister Jürgen Fried.
Fossas: Ist es eine Katze? Ist es eine Schleichkatze?
Die Fossa (Cryptoprocta ferox) ist das größte Raubtier Madagaskars. Genetische Untersuchungen haben ergeben, dass die Fossa, auch Frettkatze genannt, zu einer grundsätzlich anderen Gruppe gehört: die madagassischen Raubtiere (Eupleridae). Die madagassischen Raubtiere sind endemisch auf Madagaskar. Dies bedeutet, dass sie nirgendwo anders auf der Welt natürlich vorkommen.
Erwachsene Frettkatzen erreichen eine Kopfrumpflänge von 65 bis 80 Zentimeter und haben zusätzlich einen Schwanz von 60 bis 90 Zentimetern Länge. Ihr Gewicht beträgt sieben bis zu sechzehn Kilogramm.
In Madagaskar besiedeln sie Baumsavannen und Wälder in bis zu 2600 m Höhe als Lebensräume.
Ein bis vier Jungtiere werden nach einer Tragezeit von 53 bis 60 Tagen geboren. In europäischen Zoos meist im Juni und Juli. Im Freiland auf Madagaskar in der Sommerzeit der Südhalbkugel, im November und Dezember.
Lebensraumverlust und die Abnahme ihrer Beutetiere führen weiter zur Ausrottung der Fossa. Sie ist auf der Roten Liste der IUCN als „gefährdet“ geführt. Es gibt auf Madagaskar noch weniger als 2000 Individuen. Auch Tollwut durch verwilderte Haushunde stellt eine große Gefahr für diese Tierart dar. Einige Menschen auf Madagaskar sind der Meinung, dass der Geruch der Fossas Geflügel tötet. Fossas gefährden aber auch ganz real als leichte Beute Hühnerbestände und werden deswegen bejagt.
Anders als im bekannten Film „Madagaskar“ dargestellt, leben Fossas nicht in Gruppen, sondern sind Einzelgänger. Sie können sehr gut klettern, um auch Lemuren wie die Kattas, die im Affenhaus des Neunkircher Zoos leben, zu erbeuten. Diese haben einen Anteil von 50 Prozent in ihrem Beutespektrum.
CAVALLA und SOLANO als Botschafter ihrer wilden Verwandten – ein zukünftiges Traumpaar?
Der Neunkircher Zoo gehört zu den lediglich sieben deutschen zoologischen Einrichtungen, die diese Tierart halten.
Das mit über 15 Kilogramm recht stattliche Männchen SOLANO (geboren am 7. Juni 2010 im Zoo Duisburg) lebt bereits seit Ende Juni 2018 hinter den Neunkircher Zoo-Kulissen; er kam nach mehrjährigem Zwischenaufenthalt aus dem schwedischen Parken Zoo in Eskilstuna ins Saarland.
Er soll zukünftig mit dem erst Anfang März 2019 aus dem englischen Zoo Africa Alive! in Kessingland angereisten Fossaweibchen CAVALLA, geboren am 12. Juli 2017, für Nachwuchs sorgen.
Auf Empfehlung des European ex-situ Programme (EEP) wurde die zierliche CAVALLA, die nur ungefähr acht Kilogramm auf die Waage bringt, als zukünftig genetisch passende Partnerin für das Fossamännchen SOLANO ausgewählt.
Ende 2018 lebten im EEP 69 Fossas, davon 41 männliche und 28 weibliche Individuen, in 28 Einrichtungen. Christian Andres als Abteilungsleiter für Marketing, PR & Zoopädagogik und ebenfalls zuständiger Tierbestandskurator für madagassische Raubtiere im Neunkircher Zoo ist auch Mitglied im europäischen elfköpfigen Artkomittee für die Fossas.
„Mit dem Neunkircher Zoo gewinnt das europäische Fossa-Zuchtprogramm einen hochengagierten Halter, der mit viel Hingabe eine herausragende Anlage gebaut hat. Nur drei Einrichtungen in Deutschland gelang bisher die Nachzucht von Fossas. Ich drücke den Kollegen die Daumen, dass der Neunkircher Zoo zur vierten wird.“, führt Johannes Pfleiderer der Koordinator des europäischen und internationalen Zuchtbuchs für Fossas, sowie zoologischer Leiter im Zoo Duisburg aus.
Diese Bemühungen zum Arterhalt außerhalb der natürlichen Lebensräume sind mit den Fossa-Fonds verknüpft. Ein vom Zoo Duisburg, als der erfolgreichste Halter von Fossas außerhalb Madagaskars, 1995 initiierter und verwalteter internationaler Fonds trägt zur Finanzierung von Projekten zum Schutz und zur Erforschung der seltenen Fossa, dem größten Raubtier Madagaskars, bei. Über die Fonds wurden die ersten wissenschaftlichen Studien an der Fossa im Freiland finanziert, ein neues Naturschutzgebiet im Nordwesten Madagaskars etabliert, eine Zuchtstation für Fossas in Madagaskar errichtet, Feldequipment für lokale Naturschützer und Wissenschaftler bereitgestellt, Fortbildungsmaßnahmen für lokale Naturschützer und Wissenschaftler finanziert, Aufklärungsmaßnahmen für die lokale Bevölkerung mit Unterstützung der NGO „Chances for Nature“ durchgeführt und personelle Unterstützung bei Forschungsarbeiten in Madagaskar geboten.
Vorzeigeanlage in europäische Zoos mitten in Neunkirchen
Durch zwei fast drei Quadratmeter große Sicherheitsglasscheiben können die sehr klettergewandten Fossas in ihrer teilweise über vier Meter hohen Anlage fast hautnah beobachtet werden. Diese ist mit 150 Quadratmeter stabilem Stahlnetz transparent überdacht. Ein Bachlauf in der größten Anlage, entsprechende Bepflanzung und ein Kletterparcours aus Baumstämmen in der dritten Dimension sorgen unter anderem für die weitere Anreicherung des Ersatzlebensraumes. Ingesamt beträgt die Nutzfläche für die Fossas fast 200 Quadratmeter und überschreitet die gesetzlichen Vorgaben zur Zootierhaltung um ein vielfaches. Für die kältere Jahreszeit stehen zusätzlich zu den drei verbindbaren Außenanlagen dem Paar, aber auch dem zukünftigen Nachwuchs, ebenso vier beheizbare Innenanlagen mit Tageslicht durch Dachfenster zur Verfügung.
„Aus der ehemaligen Fasanerie, als erstes Förderprojekt des Zoovereins im Jahr 1988, hat sich etwas vollkommen Neues entwickelt: Madagaskar! Und zwar ein Madagaskar -Hotspot der Biodiversität, Insel der Lemuren – vermittelt durch das größte Raubtier, den Top-Prädator auf der großen Insel. Mit viel Kreativität und Engagement von allen Beteiligten ist nicht nur etwas ganz Neues, sonder etwas ganz Besonderes entstanden, das die Besonderheiten der Fauna von Madagaskar widerspiegelt.“, ergänzt Zoodirektor Dr. Norbert Fritsch.
Finanzielle Unterstützung und tatkräftige Hilfe
Finanziell ermöglicht wurde die neue Fossa-Anlage als Förderprojekt des Vereins zur Förderung des Neunkircher Zoos – Zooverein e.V. – mit einer Spende von 15.000 Euro. Der Zooverein hat seit seiner Gründung im Jahr 1984 den Neunkircher Zoo regelmäßig mit zweckgebundenen Spenden unterstützt und würde sich über zahlreiche neue Fördermitglieder freuen, um dies in Zukunft noch verstärkter fortzusetzen.
„Mit der Eröffnung der Fossa-Anlage wird der Neunkircher Zoo, der sich bereits heute
nah und fern einer großen Beliebtheit erfreut, noch attraktiver. Wir freuen uns, dass
wir als Zooverein dieses tolle Projekt unterstützen und ermöglichen konnten. Hier ist
wirklich etwas ganz Besonderes entstanden. Wir sind alle stolz darauf, dass das
Fossapärchen Cavalla und Solano in Neunkirchen ein neues Zuhause findet und sich
ganz bestimmt hier sehr wohl fühlen wird.”, so Markus Groß, 1. Vorsitzender des
Zoovereins.
3.000 Euro zusätzlich erfolgten als zweckgebundene Spende des Sparvereins Saarland e.V. für das neue Zuhause der Fossas.
„Wir freuen uns, die Arbeit des Neunkircher Zoos und das Fossa-Projekt mit dieser Spende unterstützen zu können. Unser Dank gilt den fast 60.000 Saarländerinnen und Saarländern, die jeden Monat über die saarländischen Sparkassen und Volksbanken am GewinnSparen des Sparvereins teilnehmen. Neben den guten Gewinnchancen und dem Spargedanken ist insbesondere auch der helfende Aspekt für unsere Kunden ausschlaggebend. Von jedem verkauften GewinnSpar-Los im Wert von 2,50 Euro fließen 12,5 Cent in den Spendentopf. So kamen im letzten Jahr fast 950.000 Euro für gemeinnützige Spendenprojekte in der Region zusammen.“, so Cornelia Hoffmann-Bethscheider, stellvertretende Vorsitzende des Sparvereins.
Fast hautnahe Einblicke mit Lerneffekt
Der Neunkircher Zoo ist auch eine wichtige außerschulische Bildungseinrichtung:
An den Besuchereinsichten gibt es zahlreiche Informationen zu Fossas und auch speziell zu Schutzprojekten in Madagaskar, auch sind diese Raubtiere zukünftig fester Bestandteil der zoopädagogischen Programme.
Bürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzender des Zoos Jörg Aumann unterstreicht: „Der Neunkircher Zoo wird durch diese Neuanschaffung einmal mehr seinem Bildungsauftrag gerecht und ermöglicht es Klein und Groß, die Artenvielfalt dieser Erde in einer wunderschönen Parklandschaft live zu erleben. Besser kann man die Liebe zur Kreatur nicht fördern!“
Die neue Fossa-Anlage kann ab sofort zu den Sommeröffnungszeiten des Neunkircher Zoos von 8:30 – 18:00 Uhr in Augenschein genommen werden. Kassenschluss und letzter Einlass sind um 17:00 Uhr.
Mehr erfahren auch auf der → facebook-Fanpage des Neunkircher Zoos